Neues Informations- und Verkaufszentrum für ältere Menschen gestartet

„Sie hatten den richtigen Blick und erkannt, dass wir uns mit diesem Zukunftsthema zu befassen haben, wenn es darum geht, den Menschen zu helfen, der Gesellschaft zu helfen und zugleich den Wirtschaftsbereich für sich nutzbar zu machen.“ Mit diesen Worten lobte die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger die Gründer des neuen Senioren-Informationszentrums (SiZ), das am Freitag offiziell eröffnet wurde.

Einige hundert offizielle Gäste und interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten die Einweihung am Vormittag und den Tag der offenen Tür am Nachmittag, um die neue, landesweit einzigartige Einrichtung An der Römerbrücke 19 kennenzulernen. Auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern werden hier Produkte und Dienstleistungen vorgestellt, die Menschen mit Handicaps das Leben zu Hause erleichtern. Zusätzlich zu Information, Ausstellung und Beratung bietet das SiZ in einem Begegnungszentrum die Chance zum Erfahrungsaustausch mit Betroffenen und zu einem intensiven Dialog mit qualifizierten Experten. Dazu werden Vorträge, Gesprächskreise, Themenwochen und regelmäßige Info- Tage durchgeführt.

„Sie haben Mut aufgebracht und sich auf einen neuen Weg gemacht, und ich bin sehr froh, dass Sie das gerade im Saarland gemacht haben“, gab Rehlinger zu. „Wir sind ein Land, das stark vom demographischen Wandel betroffen ist und daher auch das Land, das die besten Antworten finden muss, damit Menschen eine gute Zukunft bei uns haben.“

Herausforderung und Möglichkeit zugleich

Das SiZ zeige quasi in einer Dauerausstellung ein Spektrum der Angebote, das in seiner gesamten Breite erfahrbar und erlebbar werde. Das schaffe nicht nur Sicherheit für den Einzelnen, der hier Möglichkeiten finde, seinen Alltag zu organisieren. „Neben dem persönlichen Wohlbefinden, das wir dadurch fördern können, ist das auch für die Gesellschaft ein ganz maßgeblicher Vorteil, wenn wir es schaffen, dass mehr Menschen länger zuhause bleiben können und nicht - oder später - in stationäre Einrichtungen gehen müssen.“ Gleichzeitig betonte sie, dass gerade der Bereich Pflege nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden dürfe: „Hier stehen auch Unternehmer, die auch Steuern zahlen und Mitarbeiter haben, die ihre Arbeit und ihren Lohn in der Gesundheitswirtschaft finden. Das ist eine Sichtweise, der wir uns in Zukunft mehr öffnen müssen.“

Welche großen Herausforderungen auf die Gesellschaft in naher Zukunft zukommen, machte auch Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, angesichts der demographischen Entwicklung deutlich: Im Jahr 2015 waren rund 17,3 Millionen Menschen älter als 65, bis 2030 werden es rund 22 Millionen sein. Laut Schätzungen werden bis dahin rund 2,9 Millionen altersgerechte Wohnungen zusätzlich erforderlich sein. „Das zeigt die Dimensionen“, so Ferner. „Und ich bin wirklich begeistert, beim SiZ so viel Alltagsunterstützung sehen zu können. Das ist genau die Marktlücke, die Sie jetzt füllen!“

Sinnvoll seien die Angebote jedoch nicht nur für alte, gehandicapte Menschen mit aktuellem Bedarf, sondern auch schon für Jüngere: „Sie können sich, wenn sie eine Immobilie kaufen oder renovieren, frühzeitig überlegen, wieviel bequemer sie es später haben, wenn sie den Herd rauf- und runterfahren können und eine barrierefreie Dusche haben.“ Mindestens ebenso wichtig wie eine gut ausgestattete Wohnung seien jedoch auch private Kontakte und die Möglichkeit der Teilhabe in Wohnquartieren und Stadtteilen. „Da sind wir in Saarbrücken und im Saarland wirklich gut aufgestellt“, bilanzierte Ferner. „Ich habe in meiner Zeit als parlamentarische Staatssekretärin auf Bundesebene gelernt: Das, was wir hier im Regionalverband an Gemeinwesenarbeit haben, gibt es sonst so nicht in diesem Maße.“ Den Gründern des Senioren-Informationszentrums gratulierte sie zum neuen SiZ: „Das hier ist eine wunderbare Einrichtung, die sicherlich ein Beispiel geben und nicht die einzige im Bundesgebiet bleiben wird.“

Gute Versorgung, gute Beratung und gute wohnliche Infrastruktur

#Eine Ansicht, die auch der Gesundheits- und Sozialexperte Armin Lang bekräftigte: „Saarbrücken ist reicher geworden, und das Saarland auch.“ Gleichzeitig sei das SiZ „ein hervorragendes Symbol, dass Wirtschaft und Soziales keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig sehr gut ergänzen und fördern.“ Der entscheidende Punkt sei nicht, wie viele Pflegebedürftige es in Zukunft gebe, sondern wie sie versorgt werden. Peter Gillo, Regionalverbandsdirektor: „Und diesen Punkt können wir steuern: Durch gute Versorgung, gute Beratung und gute wohnliche Infrastruktur können wir dafür sorgen, dass die Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Dies ist human und wirtschaftlich zugleich.“

Dass auch große Unternehmen die Hilfebedürftigkeit älterer Menschen in ihren Produkten berücksichtigen, wurde bei einer Gesprächsrunde mit unterschiedlichen Partnern des SiZ deutlich: „Der demographische Wandel ist nicht aufzuhalten. Wir wollen, dass unsere Produkte ‚sexy‘ aussehen, von der Tischkultur bis zu den Bädern“, sagte Holger Schultheiss von der Villeroy & Boch AG. Das neue Senioren-Informationszentrum biete gute Chancen: „Hier können wir uns verwirklichen und Veranstaltungen anbieten für Planer und Architekten, um ihnen das zu zeigen, was sie in ihrem Studiengang noch nicht lernen.“

Auch Ralf Kunze, Manager im Geschäftsfeld Health Care, machte deutlich, dass „Hager mehr macht als Schaltschränke“: Sowohl in privaten Wohnhäusern wie auch großen professionellen Pflegeeinrichtungen gehe es darum, zu zeigen, was barrierefreies Bauen für Elektrotechnik bedeute. Angefangen davon, wie ältere Menschen, die schlecht sehen und hören können, einen Lichtschalter oder eine Steckdose finden, bis zu der Frage, wie automatisch ein Alarm ausgelöst wird, wenn sie gestürzt sind. Möglich sei es heute, dass eine so genannte Sturzdetektion über Sensoren im Raum rechnergestützt ermittle, wenn sich eine Person über einen gewissen Zeitraum nicht mehr bewege und dann automatisch einen Alarm an den Pflegedienst oder Angehörige auslöse. All dies ist im neuen SiZ zu sehen – ebenso wie die absenkbaren und vernetzten Arbeitsflächen der Firma tielsa, die die Gesundheitswissenschaftlerin Jessica Jacob vorstellte. „Unsere Ausstattung ist zwar 10 bis 15 Prozent teurer“, gab sie zu, dafür helfe man jedoch bei der Suche nach Fördermitteln, um diese Mehrausgaben zu kompensieren.

Projekt mit Vorbildcharakter

Was in der Realität möglich ist, um noch besser auf die Belange von älteren oder kranken Menschen eingestellt zu sein, machte Christian Sauer vom Pflegeteam La Vie deutlich, der bei einer Umgestaltung zu einer spezialisierten Tagespflege in Völklingen die Beratung und Planung der Gerontologen des SiZ-Teams in Anspruch genommen hatte. „Jetzt haben wir wirklich eine Einrichtung, die vorbildlich ist“, sagte er mit Blick auf besondere Farbkonzepte für Demenzkranke und eine spezielle Anordnung der Räume.

Die vier Geschäftsführer des Senioren-Informationszentrums, Frank Hessemer, Lisa Loga, Michael Uhl und Thomas Zimmer zeigten sich am Freitag stolz und zufrieden, nach über einem Jahr Planungs- und Umbauzeit das SiZ eröffnen zu können: „Wir wollen die Gesundheitslandschaft erweitern um eine kleine Insel. Unser Credo ist, dass wir uns Zeit nehmen, auf die Menschen hören und für ihre Sorgen und Bedürfnisse eine Lösung erarbeiten können, die für sie maßgeschneidert ist“, sagte Michael Uhl. „Wir hoffen, dass wir wirklich Vorbild sind und im Saarland etwas schaffen, was Maßstäbe setzt.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Quelle: CareTRIALOG

Zurück