Erfolgreiche Fachtagung „ÖPNV innovativ kombiniert“ in Osterode

Im Fokus der Fachtagung am 18.10.2018 in der Stadthalle von Osterode standen die oft schwierige Arbeitsplatzerreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im ländlichen Raum und der damit verbundene Arbeitskräftemangel. Vorgestellt wurden Möglichkeiten und Konzepte, diesem Trend entgegenzuwirken und ländliche Regionen als Arbeits- und Wohnort durch bedarfsgerechte Mobilitätsangebote attraktiver zu gestalten. In Fachvorträgen wurden Herausforderungen dargestellt, Handlungsempfehlungen skizziert und abschließend in einer Podiumsdiskussion mit den rund 50 Gästen diskutiert. 

Bürgermeister Klaus Becker aus Osterode sei es leid, dass angesichts des demografischen Wandels vor allem das Thema ÖPNV sehr defizitär betrachtet wird. Oftmals werde dies den vielen Engagierten rund um das Thema Mobilität im ländliche Raum nicht gerecht! Zeige doch auch diese Fachtagung, dass es bereits viele gute Lösungen gibt, die nur bekannter gemacht werden müssen, so Becker. Auch Matthias Wunderling-Weilbier, Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung Braunschweig, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Mobilität für den ländlichen Raum und wies eindringlich auf die Notwendigkeit bedarfsgerechter Mobilitätsangebote hin. „Wer nicht selbst mobil ist und keine anderweitigen Mobilitätsangebote oder private Hilfe in Anspruch nehmen kann, der kann die Apotheke, den Arzt, den Supermarkt oder auch den Arbeitsplatz schlichtweg nicht erreichen“ . Hier bedarf es innovativer Ideen und neuer Konzepte für die intelligente Mobilität von morgen.

Wunderling-Weilbier blickt allerdings zuversichtlich nach vorne und sieht gute Chancen für die Zukunft der ländlichen Räume und des ÖPNV. Die Probleme seien erkannt und gerade im Landkreis Göttingen mit seinen enormen wissenschaftlichen Kompetenzen und Kapazitäten würden schlaue Köpfe und kreative Querdenker Lösungen finden und umsetzen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei hier beispielsweise das Forschungsrojekt EcoBus des Max-Planck-Institutes für Dynamik und Selbstorganisation – für den Landesbeauftragten ein Leuchtturm im Südniedersachsenprogramm, dessen Erfolg zu einer Revolution des ÖPNV im ländlichen Raum führen kann. Die erste Pilotphase erbrachte demnach viele Buchungen aus dem Touristikbereich, verstehe sich jedoch nicht als Ersatz des Taxi-Gewerbes, sondern als Ergänzung des ÖPNV-Angebots.

Bessere Stellenbesetzung durch bessere Anbindung

Uwe Roggatz berichtete von den Erfahrungen bei der Einführung einer neuen Buslinie zwischen zwei Gewerbegebieten der Verdener AllerBus Verkehrsgesellschaft mbH. Durch die neue ÖPNV-Anbindung sollen Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung durch Fachkräfte und Auszubildende abgemildert werden. Treibende Kraft für eine interdisziplinäre Vernetzung vor Ort war der ansässige Unternehmerverband. Nach zwei Jahren Geduld stellte sich auch Dank einer umfangreichen Marketingstrategie der Erfolg des neuen Angebots ein. Fachkräftemangel bestehe laut Roggatz jedoch auch bei den Verkehrsbetrieben selbst – auf viele Strecken stelle der Mangel an Fahrern ein Problem dar. Auch hier könnte die Digitalisierung zu mehr Attraktivität des Berufsbildes führen.

Wie Elektromobilität in die Arbeits- und Lebenswelt intergiert werden kann, stellte Prof. Dr. Helmut Lessing von e2work GmbH im Anschluss vor. Das Problem: PKWs, egal ob privat oder beruflich als Fuhrpark genutzt, stehen zu 97 Prozent der Zeit still. Das Flotten-Sharing von e2work hat sich das Ziel gesetzt die Standzeiten im ländlichen Raum zu minimieren. Damit werden Kosten und Ressourcen gespart, wobei ein eigens entwickelter digitaler Schlüssel auch die Nutzung heterogener Fuhrparks mit beliebig vielen Nutzern ermöglicht. Erste Pflegedienste, Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmen nutzen das Angebot bereits.

Tipps zu Fördermöglichkeiten des Landes gab Michael Frömming vom Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen. Mit dem neuen Förderprogramm „Verbesserung Stadt-/Umlandmobilität“ konnte der Zweckverband in Niedersachsen erstmalig die Stelle eines Mobilitätsmanagers besetzten und damit den Wandel vom Verkehrs- zum Mobilitätsdienstleister vorantreiben. 

Unser Fazit der Tagung

Die Veranstaltung zeigte die Bandbreite unterschiedlichster Alternativen und Ergänzungen zum ÖPNV auf. Bevor jedoch neue Lösungen für den ÖPNV entwickelt werden, muss zunächst stärker auf die Nachfrage in Gebietskörperschaften, Vereinen, Altenpflege oder Gewerbegebieten eingegangen werden. Bedarfsorientiertes Denken muss dabei im Vordergrund stehen, um anschließend die Ressourcen zielgenau einsetzen zu können. Lob kam explizit von den anwesenden Bürgermeistern aus Süd-Niedersachsen, die großes Interesse an den Möglichkeiten der Digitalisierung und der Elektrifizierung für die Flexibilisierung im Verkehrsbereich zeigten. Nach den Veranstaltungen in Oldenburg und Hildesheim war dies die dritte erfolgreiche Tagung zum Thema. Ob 2019 weitere Kooperations-Veranstaltungen folgen, ist bisher nicht sicher. Überlegungen dazu sind allerdings im Gange.

Die Veranstaltung wurde organisiert vom Innovationszentrum Niedersachsen, der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen sowie dem Netzwerk Bürgerenergiegesellschaften Niedersachsen, dem Netzwerk Mobilität Niedersachsen und der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag (LINGA), in Kooperation mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig. 

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