Erfolgreiche Fachtagung „ÖPNV innovativ kombiniert“ in Hildesheim

Im Fokus der Fachtagung am 20.8.2018 im Roemer- und Pelizaeus Museum in Hildesheim stand die oft schwierige Arbeitsplatzerreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum und der damit verbundene Arbeitskräftemangel. Vorgestellt wurden Möglichkeiten und Konzepte, diesem Trend entgegenzuwirken und ländliche Regionen als Arbeits- und Wohnort durch bedarfsgerechte Mobilitätsangebote attraktiver zu gestalten. In Fachvorträgen wurden Herausforderungen dargestellt, Handlungsempfehlungen skizziert und abschließend in einer Podiumsdiskussion mit rund 80 Gästen diskutiert.

Heike Fliess, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser, begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Bedeutung bedarfsgerechter Mobilitätsangebote für den ländlichen Raum: „Mobil zu sein ist die Voraussetzung für Teilhabe am öffentlichen Leben. Für den ÖPNV im ländlichen Raum sind flexible Systeme notwendig, die vorhandene Angebote vernetzen und bei geringer Nachfrage bedarfsgesteuert betrieben werden. Die heutige Fachtagung ist ein wichtiger Beitrag für unsere Region, in der es bereits viele Projekte wie Mitfahrbänke und Bürgerbusse gibt, auch internationale Kooperationen. Zur Verknüpfung professioneller und ehrenamtlicher Ergänzungsangebote durch Mobilitätsressourcen-Sharing wollen wir zum Jahresende eine Broschüre veröffentlichen.“

Zunächst berichtete Henning Rohde von der Verdener AllerBus Verkehrsgesellschaft mbH von seinen Erfahrungen bei der Einführung einer neuen Buslinie zwischen zwei Gewerbegebieten. Durch die neue ÖPNV-Anbindung sollen Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung durch Fachkräfte und Auszubildende abgemildert werden. Treibende Kraft vor Ort für eine interdisziplinäre Vernetzung war der ansässige Unternehmerverband. Das Engagement und eine umfangreiche Marketingstrategie verhalfen dem neuen Angebot nach zwei Jahren letztlich zum Erfolg.

Fördermöglichkeiten aus und für Niedersachsen

Für den erfolgreichen Verlauf eines Projekts ebenfalls ausschlaggebend ist finanzielle Sicherheit. Wie die Unterstützung seitens des Landes Niedersachsen aussehen kann, zeigten Experten anhand verschiedener Fördermöglichkeiten. Michael Frömming vom Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen stellte das neue Förderprogramm „Verbesserung Stadt-/Umlandmobilität“ vor. Damit konnte der Zweckverband erstmalig in Niedersachsen die Stelle eines Mobilitätsmanagers besetzten.

Dass es sich lohnt, bei der Beantragung von Fördermitteln um die Ecke zu denken, zeigte Christian Kropp von der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank). Neben dem kommunalen Infrastruktur-Kredit und Möglichkeiten zur Versorgung mit alternativen Treibstoffen brachte er das Förderprogramm „Soziale Innovation“ zur Sprache, dessen Ansätze zum Thema Mobilität möglicherweise erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden.

Auch aktuelle Trends wie E-Mobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung wurden aufgegriffen. So berichtete Nicklas Monte von den Erfahrungen der Stadtwerke Osnabrück mit E-Mobilität als Baustein der Mobilitätswende im ÖPNV. Dabei erläuterte er, wie in der Elektrifizierung unterschiedlichster Verkehrsträger und gebündelt in einer Mobilitätsplattform, ein zukünftiges Erfolgsmodell für Stadtwerke liegen könnte. In seiner Zukunftsvision wird Car-Sharing nicht den ÖPNV verdrängen, sondern ihn unterstützen, so die Erfahrung in Osnabrück.

In kleineren Städten und Gemeinden allerdings kein Selbstläufer, sondern erfordert kommunale Unterstützung. Diesen Hinweis betonte Eva Hannak in ihrer Vorstellung des Masterplans „Shared Mobility“ der Region Hannover. Ihr Kollege Dr. Oliver Brandt stellte anschließend das Social Innovation Center vor und schlug so die Brücke zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unter Berücksichtigung von Kundenwünschen – das Motto der Region Hannover dazu lautet „Denk die Welt neu“.

Unser Fazit:

Neben vielen positiven Denkanstößen und Einblicken in spannende Projekte konnte die Veranstaltung auch Bereiche aufzeigen, in denen noch Raum für innovative Lösungen besteht – beispielsweise die bisher unbefriedigende Situation bei der Mitnahme von Fahrrädern und Hilfsmitteln in Bussen. Eine weitere Erkenntnis: In der Projektumsetzung ist der klassische Runde Tisch für interdisziplinäre Teams ebenso sinnvoll, wie eine langfristige Vision, die Balance von Wünschen und Machbarkeit sowie das Einplanen einer intensiven Vorlaufzeit.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und Referenten und sind gespannt auf die nächste Veranstaltung dieser Reihe. Der nächste Termin ist für den 18.10.2018 in Osterode/Harz geplant, das Programm stellen wir Ihnen demnächst zur Verfügung.

Die Veranstaltung wurde organisiert vom Innovationszentrum Niedersachsen, der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, der Investitions- und Förderbank Niedersachsen sowie dem Netzwerk Bürgerenergiegesellschaften Niedersachsen, dem Netzwerk Mobilität Niedersachsen und der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag (LINGA), in Kooperation mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser.

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